Wer hat ihn nicht, den Wunsch nach einem Fang auf den er sich sein Leben lang zurückerinnert. Einen Fisch den man so schnell nicht mehr vergisst. Ein Fang der einem noch Tage danach ein Lächeln ins Gesicht zaubert und einen in vielen Jahren immer noch stolz darauf zurückblicken lässt.
Vor genau 2 Jahren keimte in mir der Gedanke sich so einen außergewöhnlichen Fang zu verwirklichen. Der Fisch um den es sich handelt geisterte mir schon länger im Kopf herum. Ein makelloser Zeilenkarpfen der heute vermutlich die 25kg Marke durchbrechen könnte. Bereits 2007 wurde ich auf den Zeiler das erste Mal aufmerksam. Dazumal wurde er von einem guten Bekannten von mir gefangen. Mit 15kg galt dieser Fisch schon damals als absolutes Highlight und viele Angler an diesem Gewässer versuchten sich in den letzten Jahren daran, genau diesen Ausnahmefisch zu überlisten.
Das Gewässer in dem er seine Bahnen zieht ist ein cirka 12 Hektar großer naturbelassener Baggersee und der Umstand das der See sich nur wenige Kilometer von meinem Arbeitsplatz entfernt befindet spielte mir positiv in die Karten. Alle anderen Umstände rund um dieses Gewässer relativierten jedoch meine Vorteile. Der See ist Aufgrund damaliger Grundstückseigentümerverhältnisse in mehrere Angelbereiche parzelliert und größtenteils in privater Hand. Meine vorerst einzige Chance an mein Ziel heranzukommen ist ein circa 1,5ha großer öffentlich zugänglicher Seeteil.
Es war mittlerweile Oktober und eigentlich schon zu spät an einem für mich komplett unbekannten Gewässer zu starten. Doch ich wollte es noch probieren. Bereits nach kurzer Zeit merkte ich das ich wohl nicht der einzige bin der hier sein Glück versucht. An den Wochenenden war dieser Bereich meist komplett voll mit Anglern und die Fangergebnisse meist sehr ernüchternd. Ich verlagerte meine Angelzeit immer mehr Richtung wochentags und angelte nur kurze Nächte. Die ersten Erfolge stellten sich ein und ich konnte noch den ein oder anderen Schuppenkarpfen fangen. Von Fängen des Zeilers hörte man zu dieser Zeit nichts.
Aus und vorbei.
Nach nur kurzer Zeit und völlig unerwartet erreichte mich die Nachricht, dass nun auch der öffentliche Seeteil im darauffolgenden Jahr an eine kleine Gruppe Angler exklusiv vergeben wird. Somit schien es als hätte ich bald keine Möglichkeit mehr dieses Gewässer zu beangeln und mein Traum vom Ausnahmefisch unerreichbar.
Ich nutzte die verbleibende Zeit noch so viel wie möglich und fischte bis tief in den Dezember hinein.
Während dieser Zeit hatte ich immer wieder Mal Kontakt mit Wolfgang, einer der anderen Pächter am See der zu dieser Zeit gerne auf Hecht angelt. Unsere Wege kreuzten sich fortan des Öfteren und wir plauderten gerne miteinander und lenkten uns so von der eisigen Kälte ab. Ich weiß es bis heute nicht warum aber ich denke „Wolf“ merkte schnell das ich hier wohl wirklich nicht aufgeben wollte und machte mir ein Angebot für das ich heute noch sehr dankbar bin. Er sicherte mir zu, dass ich im nächsten Jahr in seinem Seeteil angeln dürfte. Ich war megahappy und wusste zugleich das ich in seinem viel weniger beangelten Bereich einen großen Vorteil haben werde.
Wolf hielt sein Versprechen und das darauffolgende Jahr wurde für mich ein sehr angelintensives. Bereits ab Anfang März weg verbrachte ich jede Woche ein bis zwei Nächte am Wasser. Kontinuierliches Füttern und einzelne Nächte brachten regelmäßig gute Fische und ich konnte einige der großen Schuppenkarpfen in meine Retention Sling bugsieren. Ich war zufrieden und war überzeugt das der Zeiler, solange ich regelmäßig fange, irgendwann kommen wird.
Das Jahr verflog schneller als es mir lieb war und die Zeit verging im Sauseschritt. Der Zeiler wurde auch in diesem Jahr nur ein einziges Mal, dafür mit einem Gewicht weit über 20kg gefangen. Es gab ihn also noch und meine Motivation stieg wieder auf einhundert Prozent.
Im heurigen Jahr entwickelte sich eine Art Routine. Ich kenne mittlerweile meinen beangelten Bereich sehr gut und nutzte die produktiven Spots und die Fressphasen erfolgreich aus. Trotz regelmäßig guter Fänge begann ich etwas zu grübeln, warum ich einige Fische schon doppelt gefangen habe und einige noch gar nicht. Es schien als würden meist dieselbe Gruppe Fische an meinen Spots entlang der Uferkanten herumziehen und nach Nahrung suchen.
In den letzten Monaten versuchte ich dann Abwechslung in meine Angelei zu bekommen. Ich fütterte einmal mehr, einmal weniger und verzichtete zeitweise auch gänzlich darauf. Die produktiven Uferkanten lies ich bewusst außer acht und beangelte unauffällige Spots im Freiwasser. In den letzten Wochen befasste ich mich dann noch immer mehr mit stark verkürzten Vorfächern. Statt 15-17cm sollten es von nun an 10-12cm Vorfächer sein. Soweit es Aufgrund der Brassen möglich war verwendete ich auch möglichst kleine Köder und verzichtete immer mehr auf auffällige Hakenköder. Des weiteren fütterte ich vermehrt Partikel wie Tigernüße hinzu und versuchte es immer öfter mit süß-fruchtigen Ködern wie die Fish&Fruit die auch im Spätherbst bei kalten Temperaturen noch sehr gut arbeiten.
Die folgenden Ereignisse sind nur schwer in Worte zu fassen. Ich hatte es schlussendlich wirklich geschafft den Zeiler zu fangen. Ob es an der anderen Herangehensweise lag oder einfach nur Glück, ich weiß es nicht. Ich weiß jedoch das ich unzählige Nächte und 2 Jahre dafür sehr viel Zeit und Energie in diesen für mich einzigartigen Ausnahmefisch investiert habe und die Hoffnung nicht aufgab. Ich denke es wird aber auch der Weg bis zum Fang sein der mir in Erinnerung bleibt und ihn zu diesem wertvollen Fisch für mich macht. Den „Fish of a Liftime“.
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